Impfnachweis bei Apotheken: "Das ist das gleiche Chaos wie bei den kostenlosen Masken"

Impfnachweis bei Apotheken: "Das ist das gleiche Chaos wie bei den kostenlosen Masken"

Ab Montag wird das digitale Zertifikat für die Covid-19-Impfung auch in Apotheken ausgegeben. Was bedeutet das konkret für Ihren Alltag?

Das kann ich auch noch nicht sagen, wir bereiten das gerade erst alles vor. Nur langsam bekommen wir die Details, erfahren, wie wir was umsetzen sollen. Das erinnert mich an das Chaos um die Vergabe der kostenlosen Masken im Herbst.

Was genau kommt ab Montag auf Sie zu?

Das wissen wir noch nicht genau. Wir sollen bestätigen, dass diejenige Person bereits erfolgreich geimpft wurde und dann das Zertifikat ausstellen. Aber viele Fragen sind eben noch offen. Wie genau sollen wir die Prüfung machen? Wie die Dokumentation? Wir müssen etwa den Impfausweis und den Pass kopieren. Aber eigentlich ist das bei Dokumenten in Farbe doch gar nicht erlaubt. Da müssen wir viel selbst klären.

Die Argumentation des Gesundheitsministeriums ist, dass die Apotheken Erfahrungen mit der Überprüfung von Dokumenten haben, etwa in Bezug auf Betäubungsmittel-Rezepte. Stimmt das denn nicht?

Doch natürlich. Die Frage ist nur: Lässt sich diese Erfahrung auch auf die Impfnachweise übertragen? Bisher gab es noch nie die Situation, dass ich einen gefälschten Impfpass erkennen musste oder wüsste, worauf man dabei genau achten muss. Bei Rezepten kennt man die Details und die Warnhinweise. Rezepte für starke Beruhigungs- oder Schlafmittel werden etwa oft gefälscht. Wenn dann zwischen dem Wohnsitz des Patienten und der Praxis des ausstellenden Arztes große Distanzen liegen, wird man sofort stutzig. Bei einer Covid-Impfung hilft mir das aber gar nicht – weil viele Menschen auch in andere Bundesländer gefahren sind, um eine zu bekommen.

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Was ist mit Personen, die in anderen Ländern geimpft wurden?

Das weiß ich überhaupt nicht, da könnte ich nicht mal beurteilen, wie die Impfpässe wirklich aussehen müssten. Zumal noch gar nicht klar ist, ob wir das überhaupt ausstellen dürfen. Die werde ich vermutlich erst einmal vertrösten müssen.

Wie wird die Prüfung konkret ablaufen?

Auch das ist noch nicht endgültig geklärt. Man braucht auf jeden Fall den Impfausweis und einen Personalausweis. Bisher planen wir keine Terminvergabe, wir haben eine Extrakasse eingerichtet, bei der nur die Zertifikatkunden abgewickelt werden. Dort läuft dann auch eine eigene Software dafür. Zur Prüfung der Echtheit haben wir ein Merkblatt des Apotheker-Verbandes bekommen, aber bis das routiniert abläuft, wird es sicher dauern. Man kann natürlich die Chargennummer prüfen, gegebenenfalls auch beim Arzt anrufen. Wenn man das bei jedem Kunden tun muss, wird das aber schnell ein sehr großer Aufwand. 

Den Sie mit 18 Euro pro Prüfung auch entsprechend vergütet bekommen.

Das ist natürlich richtig. Es ändert aber nichts daran, dass alles während des normalen Betriebs passiert. Und die anderen Kunden werden deshalb ja nicht weniger.

Rechnen Sie mit vielen Anfragen?

Ja! Schon seit Mittwoch stehen bei mir jeden Tag Kunden und wollen am liebsten sofort das Zertifikat haben. Das ist ja auch nachvollziehbar, wenn man nach Monaten des Wartens dann endlich auf ein bisschen Erleichterung hoffen darf. Vor den Sommerferien wird unser Alltag dadurch sicher nicht leichter. Wir haben unserer Chefin aber auch schon klar gesagt: Wenn sich herausstellt, dass es unseren Alltag zu sehr belastet, bieten wir das nicht weiter an.

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