Seit seinem 15. Lebensjahr raucht der US-Amerikaner Mason Middleton E-Zigaretten mit Liquids – sogenannte Vapes. Schnell wird der Jugendliche süchtig und erleidet vier Jahre später einen Lungenkollaps. Der Grund: Er dampfte sich ein Loch in die Lunge.
Als der 19-Jährige Mason Middleton Anfang des Jahres plötzlich heftige stechende Schmerzen in der Brust bekam, konnte er sich kaum mehr auf den Beinen halten. Zuerst linderte er seine Schmerzen mit Ibuprofen, doch am Tag darauf lieferte er sich selbst ins Krankenhaus ein. Kurze Zeit später war klar, woher seine Qualen kamen: Die Ärzte fanden beim Röntgen heraus, dass sein linker Lungenflügel kollabiert war.
Beim Lungenkollaps gerät Luft zwischen Brustkorb und Lunge
Bei einem Lungenkollaps dringt Luft in den sogenannten Pleuraspalt, also dem schmalen Raum zwischen Rippen- und Lungenfell, ein, wo sich normalerweise ein Flüssigkeitsfilm befindet. Dieser Zustand heißt im Fachjargon Pneumothorax (pneumo = Luft, thorax = Brustkorb).
Ist zu viel Luft eingedrungen, kann sich der betroffene Teil der Lunge nicht mehr ausdehnen, fällt zusammen und steht daher nicht mehr zur Atmung zur Verfügung. Dringt nur wenig Luft ein, kann es sein, dass der Betroffene gar nichts bzw. kaum etwas bemerkt.
Je größer die Ausprägung ist, desto gefährlicher wird es und desto heftiger sind die Symptome. Es kommt zu
- einer beschleunigten Atmung bzw. Atemnot,
- Hustenreiz,
- stechenden Brustschmerzen und
- evtl. der Bildung einer Luftblase unter der Haut
Ursachen können Erkrankungen und Unfälle sein – aber auch das Rauchen
Die Ursachen für das Eindringen der Luft können Erkrankungen, aber auch Unfälle sein. Laut „Netdoktor.de“ kann ein Pneumothorax aber auch unerwartet bei ansonsten gesunden Menschen auftreten – vor allem bei jungen, schlanken Männern. In diesem Fall sprechen Mediziner von einem primären Spontanpneumothorax.
Grund ist häufig ein spontaner Riss im Lungengewebe, der durch das Platzen von sogenannten Emphysemblasen auftreten kann. Diese Blasen bilden sich aus den Lungenbläschen und treten auf, wenn sich die Wände zwischen den Bläschen auflösen. Das kann eine Folge des Rauchens sein. „Wichtigster Risikofaktor für einen primären Spontanpneumothorax ist Rauchen – etwa 90 Prozent aller Pneumothoraxpatienten sind Raucher“, schreibt daher „Netdoktor.de“ weiter.
„Ich war süchtig und vapte jeden Tag“
Auch bei Mason scheint tatsächlich das Rauchen Auslöser des Lungenkollapses gewesen zu sein. „Die Mediziner konnten keinen anderen Grund dafür finden“, erzählt er der britischen „Dailymail“. Das scheint plausibel, denn Mason rauchte E-Zigaretten mit nikotin- und aromahaltigen Liquids seit seinem 15. Lebensjahr. „Ich war sehr süchtig und vapte jeden Tag“, schildert er sein Konsumverhalten. Gerade wenn er nicht arbeitete und im Bett lag, rauchte er am meisten. „Da zog ich alle drei bis vier Minuten daran.“
Auch der Lungenspezialist von der John Hopkins University, Panagis Galiatsatos, hält es für möglich, dass Vaping zu Masons Lungenkollaps geführt hat. Normalerweise hätten Betroffene irgendeine Vorerkrankung wie beispielsweise Asthma oder eine genetische Veranlagung, die das Lungengewebe anfällig macht. Rauchen oder Vaping führten dann dazu, dass Entzündungen im Lungengewebe entstehen und es weiter schwächen. „Es ist aber nicht unmöglich, dass es auch ohne eine Vorerkrankung zu einem Riss in der Lunge kommt, wenn auch weniger wahrscheinlich“, so der Spezialist gegenüber „Dailymail“.
Durch das Erhitzen von Liquids entstehen gesundheitsschädliche Stoffe
E-Zigaretten enthalten einen Tank mit Flüssigkeit (Liquid), die durch eine Heizspirale erhitzt wird. Die Flüssigkeit verdampft dadurch und wird dann inhaliert. Laut dem Portal „gesundheitsinformation.de“ des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), entstehen durch das Erhitzen von Liquids ähnliche gesundheitsschädliche Substanzen wie beim Rauchen. Dazu gehören etwa freie Radikale und Formaldehyd, das als krebsfördernd gilt.
Außerdem kann Chrom und Nickel aus den Metallteilen und dem Heizdraht in den Dampf gelangen. „Aus Zell- und Tierversuchen ist bekannt, dass solche Substanzen entzündungsfördernd und zellschädigend wirken können“, heißt es weiter bei „gesundheitsinformation.de“. Zwar sei über Langzeitwirkungen von E-Zigaretten noch wenig bekannt, aber man wisse, dass das Inhalieren die Atemwege reizen und kurzzeitig die Lungenfunktion beeinträchtigen könne.
Immer mehr Jugendliche greifen zur E-Zigarette
Während E-Zigaretten bei uns schon ab 18 Jahren freigegeben sind, liegt die Altersgrenze im Bundesstaat Florida, wo Mason lebt, bei 21 Jahren. Dennoch war es kein Problem an die E-Zigaretten heranzukommen. „Ich bekam sie, weil ich zufällig jemanden kannte, der jemanden kannte, der jemanden in der Schule kannte“, sagt er. Wie „Dailymail“ berichtet, rauchen in den USA schätzungsweise 8,1 Millionen Menschen E-Zigaretten – darunter 3 Millionen Mittel- und Oberschüler.
Experten beobachten schon seit geraumer Zeit voller Sorge, dass gerade Vaping unter Jugendlichen zunimmt – vor allem seit der Corona-Pandemie und wohl auch, weil es in den Sozialen Medien von Influencern gehypt wird. Laut Deutscher Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA) nutzen 2,5 Prozent der 14- bis 17-Jährigen und vier Prozent der 18- bis 24-Jährigen E-Zigaretten.
Einweg-E-Zigaretten mit Aromen verführen Kinder zum Rauchen
„Das ist ein Trend, dem wir mit aller Entschlossenheit entgegentreten müssen“, sagte der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Burkhard Blienert, in einer Pressemitteilung. Aus diesem Grund fordert er auch eine Diskussion über Aromen bei E-Zigaretten. Dass selbst Zwölfjährige zu stark nikotinhaltigen Einweg-E-Zigaretten griffen, habe etwas damit zu tun, dass sie mit Kaugummi-, Mint- und Waldbeergeschmack locken. Vapes seien außerdem bunt, klein, passten in jedes Federmäppchen und kosten häufig nicht viel. „Auch da müssen wir strengere Grenzen setzen“, fordert Blienert weiter.
Erst im Juni beschloss der Bundestag ein Aroma-Verbot sowie verpflichtende Warnhinweise für Tabakerhitzer. E-Zigaretten mit Liquids sind davon aber ausgenommen. Im März hatte der Bundesrat die Bundesregierung aufgefordert, sich für ein Verbot für Einweg-E-Zigaretten einzusetzen.
Mason richtet einen Appell an alle Jugendlichen
Mason jedenfalls ist nach seinem Lungenkollpas geläutert. Als er nach seinem dreitägigen Krankenhausaufenthalt, bei dem ihm mit einem Schlauch Luft aus dem Brustkorb herausgesaugt wurde, entlassen wurde, schmiss er alle seine Vapes weg. Auf seinen Social-Media-Kanälen startete er außerdem die Kampagne #freethelungs, mit der er andere dazu bewegen möchte, mit dem Vaping aufzuhören und ihre Gesundheit zu schützen.
- Hier geht zum Tiktok-Account von Mason Middleton
„Ich habe nie auf andere gehört, die gesagt haben, dass Vaping einen ruinieren kann, aber das tut es“, sagt er „Dailymail“. Daher lautet sein Appell an alle: „Macht nicht durch, was ich durchgemacht habe, es war äußerst schmerzhaft“.
Mehr Info
Ob E-Zigaretten weniger schädlich als Zigaretten sind, ist noch nicht abschließend geklärt. Eine Reihe von Studien hat aber belegt, dass bei der Nutzung von E-Zigaretten weniger Schadstoffe in den Körper gelangen als beim Rauchen von Tabak. Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum hätten Studien außerdem gezeigt, dass beim Dampfen im Vergleich zum Rauchen Atemwegserkrankungen wie COPD, chronische Bronchitis, Emphysem und Asthma seltener auftreten. Seltener als bei Nicht-Dampfern allerdings nicht.
Über die langfristigen Auswirkungen von E-Zigaretten ist noch nicht viel bekannt. Wie die Krankenkasse Barmer schreibt, sollten Nichtraucher wegen der Suchtgefahr keine E-Zigaretten rauchen. Bei langjährigen Rauchern könnte die E-Zigarette bei dem Schritt in die Tabakabstinenz helfen. Dennoch haben Studien auch gezeigt, dass E-Zigaretten zur Entwöhnung schlechter seien als andere Mittel, schreibt das Portal „gesundheitsinformation.de“.
Am besten für die Gesundheit ist es, ganz aufs Rauchen oder Dampfen zu verzichten.
- Mehr Info dazu unter www.gesundheitsinformation.de und unter www.barmer.de
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