In Florida wurden in diesem Jahr fünf Todesfälle aufgrund einer Infektion mit dem Bakterium Vibrio vulnificus gemeldet. Was hinter den „fleischfressenden Bakterien“ steckt, die auch in der Ostsee vorkommen.
- Im Video oben: Vibrionen in der Ostsee – das müssen Sie wissen
In diesem Jahr sind bereits fünf Menschen nach einem Bad an der Küste Floridas an einer Keiminfektion verstorben. Quelle der Infektion ist das Bakterium Vibrio vulnificus. In den USA kam es seit Jahresbeginn bereits zu 26 gemeldeten Fällen von Vibrionen-Infektionen. Im Jahr 2022 gab es 74 Fälle. 17 Menschen überlebten den Keim nicht.
Auch in Deutschland gibt es Vibrionen, insbesondere an der Ostsee. Zwar ist eine Infektion sehr selten, sie kann jedoch gefährlich werden. Laut Robert Koch-Institut (RKI) starben in Deutschland mindestens zwölf Menschen in den vergangenen fünf Jahren an den Folgen eines Vibrionen-Befalls. Wir klären die fünf wichtigsten Fragen.
Was sind Vibrionen?
Vibrionen sind stäbchenförmige Bakterien. Sie umfassen rund 130 bekannte Arten, nur etwa zehn Prozent sind für den Menschen gefährlich. Ihr bekanntester Vertreter ist Vibrio cholarae, der Auslöser von Cholera. Er bereitet vor allem dort Probleme, wo es an sauberem Trinkwasser mangelt.
Vibrio vulnificus gehört zu den Nicht-Cholera-Vibrionen (NCV). Sie gehören zur Flora salzhaltiger Gewässer und ruhen die meiste Zeit. Wenn allerdings die Wassertemperatur auf über 20 Grad steigt, vermehren sie sich sprunghaft.
Warum sind Vibrionen so gefährlich?
Gefährlich sind sie vor allem für Menschen mit geringer Abwehrkraft und offenen Wunden. Schon durch sehr kleine, unbemerkte Wunden könnten die Erreger in die Haut eindringen, sagt Klaus Stark, Epidemiologe am RKI, dem FOCUS . Dazu zählen selbst Mückenstiche oder frisch gestochene Tätowierungen.
„Bei älteren Personen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem können diese Infektionen zu schwersten Wundinfektionen oder schwersten Blutvergiftungen führen, die rasch mit Antibiotika behandelt werden müssen“, so der RKI-Experte. Wenn eine Behandlung nicht unmittelbar erfolge, könnten Menschen an der Infektion sterben.
Welche Symptome treten auf?
Das RKI nennt als Symptome:
- lokaler Schmerz, der angesichts der sichtbaren Wunde überproportional stark erscheint (frühes Symptom)
- Fieber
- Schüttelfrost
- Sepsis
Die Entzündung kann einen schweren Verlauf nehmen. Dann entwickeln sich oberflächliche Wundinfektionen schnell zu tiefgreifenden Nekrosen, Zellen oder ganze Gewebeareale sterben ab. In schweren Fällen sind chirurgische Behandlungen bis hin zu Amputationen nötig.
Die Hälfte der Betroffenen musste laut RKI auf Intensivstationen behandelt werden. Mindestens zwölf Menschen starben in den vergangenen fünf Jahren an den Folgen des Vibrionen-Befalls.
Auch wer nicht richtig gegarten Fisch, Muscheln oder Krabben isst, kann sich mit dem Bakterium infizieren. Dann treten krampfartige Bauchschmerzen, Erbrechen und wässriger Durchfall auf. In der Regel verlaufen diese Infektionen mild. In schweren Fällen kann allerdings auch hier eine Sepsis auftreten und im schlimmsten Fall tödlich enden.
Wer ist besonders gefährdet?
Zu den Risikogruppen für eine Erkrankung mit schwerem Verlauf zählen laut RKI ältere und immungeschwächte Personen sowie Menschen mit Vorerkrankungen, etwa Diabetes mellitus, Leber- oder schweren Herzerkrankungen sowie Krebspatienten nach einer Chemotherapie. Gesunde Menschen erkranken in der Regel selten und wenn nicht schwer.
Eine Infektion wird mit Antibiotika behandelt und ist bei schnellem Einsatz heilbar, auch bei Risikogruppen.
Wo kommen Vibrionen vor?
Nicht-Cholera-Vibrionen (NCV) wie der Vibrio vulnificus kommen vor allem in Gewässern mit schwachem Salzgehalt vor, etwa in Flussmündungen, wo sich das Salz- mit dem Süßwasser vermengt, in Brackwasser-Tümpeln oder Küstengebieten wie der Nord- oder Ostsee. Wegen ihrer geringen Salzgehalte gehören das Schwarze Meer und die Ostsee weltweit zu den am meisten gefährdeten Gebieten. Dazu kommt, dass sich die Ostsee wegen ihrer geringen Größe besonders schnell erwärmt. Die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen begünstigen das.
Das RKI zählte bislang bis zu 25 NCV-Fälle jährlich in Deutschland. Vermehrt seien diese zuletzt in den Hitzejahren 2018, 2019 und 2021 aufgetreten. Bislang, so RKI-Experte Stark gegenüber dem FOCUS, sei das Infektionsgeschehen gering. „Steigen die Temperaturen aber immer häufiger auf über 20 Grad, könnten die Übertragungen deutlich zunehmen.“
- Eine interaktive Karte des ECDC zeigt das Vibrionen-Risiko an den europäischen Küsten
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